Besuch von Adivasis an unserer Schule

 

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten,

die viele kleine Schritte tun,
können das Gesicht der Welt verändern.“

 

So heißt es in einem Lied, das gerne im Religionsunterricht gesungen wird.

Manche erwachsenen Stimmen werden vielleicht schnell kleinlaut bei diesem Lied und sagen: „Hoffnungen und Träume gehören Kindern. Was können wir schon tun angesichts der riesigen globalen Probleme: Terror und Kriege, Umweltzerstörung, soziale und wirtschaftliche Ungerechtigkeit?“

Wie es gelingen kann, dass Menschen mit ganz verschiedenem Lebenshintergrund zusammenstehen, einander helfen und voneinander lernen, davon bekamen die SchülerInnen von vier Religionsklassen einen Eindruck, als am 16.6. vier Adivasis in unserer Schule zu Gast waren.
Adivasi - so heißen die Ureinwohner Indiens. Die zwei Frauen und zwei Männer der Selbsthilfe-Organisation AMS erzählten und zeigten Bilder von ihrer Heimat, den südindischen Nilgiri-Bergen, den Dörfern, dem Wald, der Teeplantagen, den Tieren, ihren Familien und der Adivasi-Schule.

Die Kinder staunten, als sie die einfachen, aber zweckmäßigen offenen Häuser sahen, in denen die Familien wohnen.

Elektrizität ist für viele Haushalte ein Fremdwort; das gab Anlass, darüber nachzudenken, auf was wir ohne Strom verzichten müssten. Auf ihrem weiten Schulweg müssen die Kinder mit wilden Elefanten und Schlangen rechnen.

Als die Adivasi von der langen Regenzeit von drei Monaten und dem Arbeitseinsatz, u.a. auf den Teeplantagen, erzählten, kamen noch andere Fragen auf: „Habt ihr auch Regenkleidung?“ , „Wie viel Geld verdient ihr?“, „Wie viele Teeblätter sind ein einem Teebeutel?“

Natürlich wollten die Kinder auch wissen, wie ein Sari angelegt wird und was die Männer tragen. Das sollten sie selbst erfahren:

(Bilder Sari und Männerrock/Schulkinder)

In einem einfachen Lied und Tanz lernten sie eine andere Sprachmelodie und Rhythmus kennen und wurden in einem Kreisspiel mit einer alltäglichen Gefahr (Tiger und Lamm) vertraut gemacht.

 

Trotz unterschiedlichem Lebenshintergrund, Aussehen und Sprache lernten die Kinder Manhantu, Karunakaran, Bindu und Shanti als sympathische Menschen kennen, die jederzeit zu guten Freunden werden können.

Eine Schülergruppe erklärte sich bereit, auf dem Schulfest Tee und andere Produkte der Adivasi zu fairen Preisen zu verkaufen. Das sind neben der Begegnung und dem voneinander lernen weitere kleine Schritte, die schon Kinder für eine gerechtere Welt leisten wollen.

Zusatzbericht:

Adivasi bedeutet "erste Siedler - erste Menschen. Sie sind Angehörige indischer Stammesvölker, die sich selbst als die Ureinwohner Indiens betrachten. Sie machen mit 85 Millionen etwa 7% der indischen Bevölkerung aus und leben traditionell in Kleingesellschaften im Urwald Indiens. Ihre Kultur ist geprägt von einer starken Verbindung zur Natur und zu ihrem eigenen Land. Sie sind keine homogene Gruppe, sondern fühlen sich verschiedenen Stämmen zugehörig. Zusammen mit den unberührbaren Kasten gehören sie zu den ärmsten Menschen in Indien. Als Nicht-Hindus werden sie in der indischen Gesellschaft trotz gegenteiliger Gesetze nach wie vor als Ausgestoßene benachteiligt.
Beeindruckt waren die Schüler von den Bildern, die die Gäste mitgebracht hatten. Schmale Trampelpfade anstelle von breiten Straßen, keine Autos, kein Strom, keine Wasserversorgung. Das konnten sie sich kaum vorstellen. Was gibt es zu essen, wenn man nicht einkaufen kann? Wie kann man bei dieser Hitze mit dem Wasser auskommen, das nur alle fünf Tage gebracht wird? Eine Schule mit offenen Wänden! Wie fühlt man sich in einem Sari, der traditionellen Frauenkleidung? Ein mehrere Meter langes Stück glänzender Stoff - wie kann man daraus ein Kleidungsstück machen? Gespannt schauten alle zu, als ein Mädchen der vierten Klasse mit Hilfe der beiden Adivasifrauen eingekleidet wurde. Hose und T-Shirt, das geht einfacher und schneller, da waren sich alle einig.

Leider war die Zeit viel zu kurz und es konnten längst nicht alle Fragen der Kinder beantwortet werden. Wie werden die Häuser gebaut? Gibt es außer Wasser etwas zu trinken? Wie heiß wird es dort? Und wird es auch mal kalt? Jetzt hoffen alle, dass mit der Post im Herbst eine Antwort auf diese Fragen kommt. Die vier Gäste, die an unserer Schule waren, darunter ein Zahnarzt und eine Lehrerin, sind in Deutschland, um das "Adivasi-Tee-Projekt" vorzustellen. Auf ihrem eigenen Land, das sie gemeinschaftlich bewirtschaften, bauen sie Tee an. Mit dem so erzielten Einkommen können sie, ihre wirtschaftliche Lage verbessern. Auf dem Schulfest am 11.07. können sich alle Interessierten an einem Stand über dieses Projekt informieren und auch Tee gibt es dort zu kaufen.