Zusammen feiern,
 
voneinander lernen

 

Ethikfest in der St. Hedwig-Schule

 

 

Von unserem Redaktionsmitglied

DIANA FUCHS

 

Kitzingen

 

Das schmeckt süß und . . . interessant. Lola macht große Augen, als sie vorsichtig in das Schweizer "Prussen"-Gebäck beißt. Mit ihrer Einschätzung bleibt sie nicht allein: "Interessant" ist wohl das meistverwendete Wort beim "Ethikfest" in der St. Hedwig-Grundschule Kitzingen.

Andere Kulturen lernt man am besten mit allen Sinnen kennen. Also bat Ethik-Lehrerin Kathrin Riehle die Eltern ihrer Schüler, einmal mit in die Schule zu kommen und eine Spezialität von zu Hause mitzubringen. Ihre Bitte fruchtete: Indisches Marzipan aus Cashew-Kernen, bedeckt mit einer feinen Hülle aus echtem Silber, fand seinen Platz neben thüringischem Kirschkuchen. Haferkekse aus Schweden lagen neben der badischen Apfeltorte.

Gut gestärkt mit Leckereien aus verschiedenen Ländern durften Spiele aus aller Welt getestet werden; Spiele, bei denen man sich ganz automatisch näher kam.

Die Ethik-Schüler stammen aus Griechenland, der Türkei, Vietnam, Tadschikistan, dem Kosovo, aus Bulgarien, Serbien, Indien, Bosnien, Albanien, Schweden, Russland und Deutschland. Die Dritt- und Viertklässler haben ganz unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Manche gehören einer religiösen Gruppierung an, andere nicht.

"Nicht immer ist es leicht, offen und tolerant zu sein" zum Beispiel anderen Religionen, Religionsgemeinschaften und deren Traditionen gegenüber, weiß Kathrin Riehle aus Erfahrung. In der Schule könne es schon mal vorkommen, dass jemand ausgegrenzt werde, weil er fremdartig aussieht oder sich ausdrückt. "Aber wenn man den anderen kennt, versteht man ihn plötzlich viel besser".

Deshalb hat die Lehrerin mit ihren Schülern und einigen interessierten Eltern ein Ethikfest vorbereitet.  Zwei Schulstunden lang lernten Kinder, Mütter und auch ein Vater einander kennen zum Beispiel bei dem türkischen Spiel "Brüchiges Eis, bei dem man in der Hocke hüpfend versuchen musste, die "Schale" eines Mitspielers zu knacken, sprich ihn umzuschubsen, ohne allerdings die Hände zu verwenden. Jackie (sprich: Jaki) aus Vietnam und Aurel, dessen Mutter Halbinderin ist, lieferten sich eine wahre Eierschlacht, so dass das Gelächter aus dem Klassenzimmer bis weit über den Pausenhof schallte.

"Ich finde es gut, dass die Kinder in Ethik verschiedene Kulturen kennen lernen", sagte Lolas Mutter, Christiane Braun. Kathrin Riehle betonte, dass neben dem Lehrplan auch der "Tag der Muttersprache" eine Inspiration für das Ethikfest gewesen sei. "Ich ermuntere die Kinder, die Sprache ihrer Vorfahren zu lernen, denn das ist einfach eine Bereicherung. Die deutsche Sprache verbindet uns alle, deshalb ist sie natürlich auch ganz wichtig".

Yasmin, eine Schülerin, deren Familie aus Tadschikistan stammt, traute sich, eine Geschichte auf Russisch vorzulesen. Auch türkische und deutsche Texte vermittelten einen Eindruck von den unterschiedlichen Sprachmelodien. "Echt interessant" lautete das Urteil. Es wird wohl nicht das letzte Ethikfest gewesen sein, bei dem sich die Kulturen ungezwungen und genussvoll näher kamen.