Besuch von vier Adivasis aus Südindien

In einem Lied aus dem Religionsunterricht heißt es:

Alles muss klein beginnen, lass etwas Zeit verrinnen.
Es muss nur Kraft gewinnen, und endlich ist es groß.

Das passt auch zu der Partnerschaft, die zwischen einer Gemeinschaft von Adivasis (Ureinwohner) in Südindien und einem Netzwerk von Menschen in Deutschland über 25 Jahre entstanden ist. Sie geht zurück auf die „Reisgruppe“ evangelischer Studenten, aus der sich ein tragfähiges, gelingendes Projekt entwickelte.

Der Besuch von vier Adivasis, zwei Männern und zwei Frauen, bei Partnern und Freunden in Deutschland hat schon Tradition. Vor 2 Jahren war die vorige Gruppe auch schon an unsere Schule.

Die Anfänge des Adivasi-Tee-Projekts

1994: Zwei Medizinstudentinnen machen an der Adivasi-Krankenstation in Gudalur/ Südindien einen Praxiseinsatz. Sie untersuchen und versorgen Adivasis aus den nahegelegenen Walddörfern. Dabei lernen sie engagierte Sozialarbeiter kennen, die sich in der Organisation („ACCORD“) gegen Landraub, Ausgrenzung und Benachteiligung der (kastenlosen) indigenen Bevölkerung einsetzen. Eine zündende Idee entsteht: Geld sammeln, um Land für eine Teeplantage zu kaufen, die die Adivasis selbst bewirtschaften und den Tee vermarkten können. Eine erste Aktion wird gestartet: Studenten essen miteinander ein einfaches Reisgericht, so wie es in Indien üblich ist, und spenden das Geld, das ein Mensaessen gekostet hätte, für die Partner. Das beeindruckt andere Studierende, das Projekt zieht weitere Kreise. Eine Geldgeberin aus England wird gefunden, die einen zinslosen Kredit zum Kauf der 71 Hektar großen Teeplantage gibt. Viele Adivasi-Familien finden dort Arbeit und können ihre Lebensverhältnisse verbessern. Aber auch sonst hat sich in der nun 20jährigen Partnerschaft zwischen dem gegründeten Verein Adivasi-Tee-Projekt und der indischen Netzwerkorganisation AMS viel getan: Das Krankenhaus wurde erweitert und Gesundheitsarbeiterinnen ausgebildet, die auch abgelegene Walddörfer erreichen. Zur Adivasi-Schule kam eine Berufsausbildungsstätte und ein Internat für sogenannte „Drop-out kids“. Das sind Adivasi-Kinder, die die staatlichen Schulen abbrechen und an der Adivasi-Schule wieder eingebunden werden. Adivasi-Lehrer und ein anderes Schulkonzept, das auf die Kultur und Sprache der Adivasi Rücksicht nimmt, gewinnen das Vertrauen von Schüler und Eltern in die Schulbildung wieder zurück. Und die Adivasi-Dörfer der verschiedenen Stämme sind besser miteinander vernetzt: „Animatoren“ übernehmen die Kooperation und helfen bei der Lösung von Problemen.

Viele detaillierte Informationen erhalten Sie auch unter: (http://www.adivasi-tee-projekt.org)

 

23. Mai 2017:

Etwa 150 Schüler/-innen mehrerer Klassen der St.Hedwig-Schule lernen einen solchen Dorfanimator, eine Lehrerin und einen Lehrer der Adivasi-Schule und eine Krankenschwester des Adivasi-Krankenhauses kennen. Rahul, Ayappam, Meena und Gowri geben den Schülern einen Einblick in ihre Kultur und Lebensweise mit Bildern, Tänzen und Liedern. Ein abwechslungsreicher Schulvormittag für Klein und Groß.

Hier ein paar Stimmen der Hedwigskinder nach der Veranstaltung:

Paula war beeindruckt von den Handarbeiten der Adivasi: „Sie bauen ihre Häuser aus Lehm und Bambus. Das ist toll!“

Mia haben die Bilder der Schule gefallen. „Die Schüler haben keine Stühle und richtige Tische. Sie sitzen auf dem Boden, auf Teppichen.“

Luca meinte nach der Veranstaltung: „In Indien gibt es 50 verschiedene Sprachen. In der Schule sprechen sie Tamil.“

Setareh gefielen besonders die Kleidungsstücke. „Die Frauen tragen wunderschöne Kleider, bunt, manche haben Glöckchen“. „Aber auch die Männer tragen Kleider“, fügte Miki hinzu.

„Sie haben von vielen Früchten erzählt, die wir nicht kennen. Zum Beispiel die riesige gelbe Frucht, die sogenannte Bigfruit. Die Menschen essen das Innere, die dicke Schale bekommen die Elefanten“, erzählte David.

Überhaupt waren die Kinder sehr von den Tieren beeindruckt. „ Tiger und Leoparden gibt es dort, aber auch Schlangen, Affen, bunte Vögel. Toll!“, meinte Abdul.

Alle Kinder waren sich einig: Es war ein eindrucksvoller und sehr schöner Besuch von Rahul, Ayappam, Meena und Gowri. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal – in zwei Jahren!

Aber bis dahin kommt sicher noch Post. Denn die ersten Klassen haben ein Büchlein gestaltet mit Bildern, die zeigen, wie sie hier in Kitzingen leben. Meena wird es an ihre Schule mitnehmen und die Adivasi-Kinder bitten, auf die Nachbarseite jeweils Bilder zu ihrer Heimat in den Wäldern rund um Gudalur zu malen.